Ein intensives Polit- und Wahljahr geht zu Ende. Vielen mag der «Polit-Zirkus» zum Hals raushängen und freuen sich auf eine Zeit mit anderen Prioritäten. Wer kann es denjenigen verübeln, die «einfach mal genug» haben und sich ausklinken wollen?
Gedanken von Anian Liebrand, erschienen im «Standpunkt», der Monatspublikation der EDU Schweiz vom Januar 2024
Ich muss gestehen: Mir ging es nach der intensiven Wahlkampfzeit auch so. Politik gehört bekanntlich nicht zu den ehrlichsten Pflastern menschlichen Wirkens. So viel Oberflächlichkeit, so viele Floskeln, Taktieren, Hinhalten und – leider – auch Intrigen, Irreführungen oder Manipulationen, vor denen keine Partei gefeit ist. Dazu eine Medienlandschaft, die selten das ganze Bild zeigt und uns oftmals sehr ungerecht behandelt oder schubladisiert.
Wie oft hören wir, dass sich ja sowieso nichts ändere und alles nur noch schlimmer werde. Auch wir vom EDU-«Standpunkt» müssen uns dabei immer wieder selbstkritisch hinterfragen, ob wir die richtigen Antworten auf die vorherrschende Politikverdrossenheit geben. Nicht selten höre ich von Leserinnen und Lesern, dass sie sich jedes Mal aufregen, wenn sie den «Standpunkt» lesen – bei all den Missständen, die wir immer wieder beleuchten … Schaffen wir es wirklich, unserem Anspruch gerecht zu werden, den Menschen – auch wenn die Zeiten turbulent und schwierig sind – Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln? Auf jeden Fall haben wir uns vorgenommen, künftig auch die positiven Entwicklungen mehr zu würdigen.
In der Politik ist es wichtig, gerade dann am Ball zu bleiben, wenn sich das Scheinwerferlicht von den grossen Schauplätzen abwendet. Die vermeintlich ruhigen Zeiten werden von mächtigen Kreisen und der Verwaltung gerne genutzt, um neue Umwälzungen im Sinne des Zeitgeists auszuhecken und voranzutreiben (wie aktuell die Revision des Epidemiengesetzes). Wenn wir nicht wachsam bleiben, überrollen uns die Entwicklungen und wir werden auf dem falschen Fuss erwischt! Wir können sicher sein: auch im kommenden Jahr wird es die EDU brauchen, um Gegensteuer zu geben. Insbesondere in der Gesellschafts- und Drogenpolitik (Legalisierung von Eizellenspenden und Cannabis) stehen uns grosse Auseinandersetzungen bevor, die wir bei richtiger Vorbereitung durchaus gewinnen können!