In der Raiffeisenbank Zug/Baar walten Oberzensoren, die sich vom Wind des Zeitgeistes tragen lassen. Weil dieser Zeitgeist «gendergerecht» und regenbogenfarben geschwängert ist und man gerne zu den Guten gehören möchte, geschäftet man freimütig mit Vereinen der LGBT-Lobby (Nicht-heterosexuelle Interessenvertreter).
«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 16. April 2021
Als kürzlich der Trägerverein des Referendumskomitees «Nein zur Ehe für alle» anklopfte, wimmelte man dagegen ab. Die Bank vermied es tunlichst, ihre Absage schriftlich zu begründen – wohlwissend, dass sie sachlich nicht begründbar gewesen wäre. Beharrliches Intervenieren des Komitees entlockte einem Bankmitarbeiter schliesslich die Bestätigung, dass die Vorgesetzten einen «Reputationsschaden» befürchteten. Sie haben richtig gelesen: Genau die Bank, die Pierin Vincenz (dieses Jahr vor Gericht wegen Betrug und Veruntreuung) als CEO jahrelang gewähren liess, befürchtet eine Rufschädigung, weil ein Komitee bei ihr ein Konto eröffnen will… Genau mein Humor.
Dass demokratisch gesinnte Komitees boykottiert werden – bloss, weil ihr Vereinszweck als «politisch nicht korrekt» angesehen wird –, ist eine weitere Etappe im stetigen Niedergang des hiesigen Meinungsklimas. Im letzten Jahr verbannte eine Migros-Filiale den Mohrenkopf, und PostFinance trennte sich von einer Werbebotschafterin, die sich über eine «Black Lives Matter»-Demo aufregte: Einst stolze Schweizer Konzerne verschwenden ihre Energie damit, mit dem Strom zu schwimmen und sich als politische Akteure instrumentalisieren zu lassen.
Der besagte Trägerverein gab sich gegenüber Raiffeisen explizit als heterosexuell und christlich orientiert zu verstehen. So ist es ein äusserst kluger Schachzug, dass er den Spiess nun für einmal umdreht und die Bankfiliale wegen Verstosses gegen die «Diskriminierungs-Strafnorm» (den leidigen StGB-Artikel 261bis) anzeigt. Wenn dieser unnütze, zur Einschränkung der Meinungsfreiheit installierte Paragraph schon in Kraft ist, wollen wir jetzt mal sehen, ob damit auch wirklich alle Diskriminierten geschützt werden – oder ob er bloss den «richtigen Minderheiten» vorbehalten ist.
Der Fall Raiffeisen darf in seiner Tragweite nicht unterschätzt werden. Erfährt das inakzeptable Verhalten selbstgefälliger Bankvorstände jetzt keinen lauten Widerspruch, folgen nach den «Ehe für alle»-Gegnern womöglich schon bald die nächsten Ausgegrenzten: In naher Zukunft könnten auch Einwanderungs-Kritiker, EU-Gegner und Armeefreunde ohne Konten dastehen.