Rechts vor links

Nach heutigem Wissensstand hat die deutsche Sprache laut Duden einen Umfang von über 23 Millionen Wörtern. Unsere Sprache ist eine Glanzleistung menschlicher Schöpfung.

«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 1. April 2021

Die über Jahrhunderte gewachsene deutsche Sprachfamilie mit all ihren Dialekten bietet zudem einen genialen Fundus unvergänglicher Wahrheiten. Die Etymologie – die Lehre der Wortherkunft – eröffnet uns Einblicke in die ursprüngliche Bedeutung von Begriffen, die uns die heute zuweilen arg verzerrten Realitäts-Erzählungen aus einer klärenden, erhellenden Sichtweise betrachten lassen.

Eine umtriebigst geführte Kampagne hat in den letzten Jahrzehnten bewirkt, dass im deutschen Sprachraum die politische Positionierung als «rechts» in vielen Kreisen als negativ/«rechtsradikal» behaftet gilt. Selbsterklärend, dass diese Unternehmung grossen Schaden angerichtet hat und die gesellschaftliche Realität massiv zum Schlechten hin beeinflusst hat. Die politisch «links» Gesinnten blieben vor solcher Unterminierung verschont – es gilt heute als viel respektabler, sich als Linker zu erkennen zu geben.

Ziehen wir die Etymologie zu Rate, lässt sich die hier zugrunde liegende Verdrehung der Wirklichkeit rasch erkennen. Die Rechten leiten sich nämlich vom «Recht» ab – auf Althochdeutsch «reht». Damit in Verbindung steht das Gerechte, «was recht und geziemend ist», das Wahre, das Richtige. Wer auf der rechten Seite steht, vertritt das «Rechtschaffene», das Gute. Das Adjektiv «links» dagegen stammt vom Wort «link» ab – ursprünglich als Synonym für «ungeschickt». Umgangssprachlich entwickelte es sich zu «verschlagen, hinterhältig». Wer den anderen «linkt», haut ihn übers Ohr. Wer gemein und unehrlich ist, wird nicht von ungefähr als «linke Ratte» bezeichnet.

Selbst wer in diesen wirren Zeiten voreilig als «rechtsradikal» abgestempelt wird, kann entspannt auf positive Bezüge in der deutschen Sprachgeschichte verweisen. «Radikal» stammt vom lateinischen «radix» (die Wurzel) ab. Ein Radikaler packt eine Sache «von der Wurzel her», «von Grund auf» an. Man kann also folgern: Ein «rechtsradikal» Verbrämter kämpft von Grund auf für das «(Ge-)Rechte» – und kann nicht pauschal gleichgesetzt werden mit einem «bis zum Äussersten» gehenden Extremisten und Gewaltbereiten.

Tragen wir also Sorge zu unserer Sprache und achten wir die Wissenschaft der Wortbedeutung als Quelle für die Meinungsbildung.

Anian Liebrand
Anian Liebrand
Geboren 1989 in Fribourg. Aufgewachsen in Beromünster LU. Nach Abschluss der kaufmännischen Berufsmatura diverse praxisnahe Weiterbildungen, u.a. im Marketing. Von 2014 bis 2016 Präsident der Jungen SVP Schweiz. Heute in verschiedenen Funktionen für unterschiedliche Parteien und Organisation tätig. 2020 Gründung der Politagentur.ch GmbH als deren Geschäftsführer.

Weitere Texte

Ähnliche Beiträge

Werbungspot_img

Neuste Beiträge

Gender-Ideologie und Trans-Aktivismus contra christliche Werteordnung

Anian Liebrand im Gespräch mit Regula Lehmann: Gender-Ideologie und Trans-Aktivismus contra christliche Werteordnung

Asyl-Widerstand

Die Schweiz versinkt im Asylchaos: Immer mehr (meist illegale) Asylanten bescheren unserem Land immer höhere Kosten und Kriminalität. Und der verantwortliche Bundesrat, SP-Mann Beat Jans, verschliesst sich bekanntlich den pfannenfertig vorliegenden Lösungen – weil sie «aus der falschen Küche», jener der unbequemen SVP, stammen.

9 Millionen …

… Einwohner zählt die Schweiz seit neustem. Dass das Land aus allen Nähten platzt, ist zwar keine neue Erkenntnis. Sie wurde aber wieder einmal für alle offenkundig, seit die Schulferien zu Ende gegangen sind.

Schlagwörter

Newsletter abonnieren