Am 1. August feiern wir den 732. Geburtstag unserer Heimat, unserer Schweiz. Zeit, innezuhalten und vorauszuschauen.
Gedanken von Anian Liebrand, erschienen im «Standpunkt», der Monatspublikation der EDU Schweiz vom Juli/August 2023
Man kann es nie genug wiederholen: Die Gründungsgeschichte der Eidgenossenschaft entfaltet auch auf die heutige Zeit eine unglaubliche Strahlkraft. Die Überlieferungen besagen, dass Werner Stauffacher von Schwyz, Walter Fürst von Uri und Arnold von Melchtal aus Unterwalden Anfang August 1291 auf der Rütliwiese am Vierwaldstättersee zusammenkamen. Im Angesicht grösster Not und der Unterdrückung durch die «fremden Vögte» der Habsburger schworen sie sich:
Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
in keiner Not uns trennen und Gefahr.
Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.
Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.
Rütlischwur: nach wie vor aktuell
Wie immer man die Zeit auch nennen mag, in der wir heute leben – Endzeit, «Postmodernismus» oder Zeitalter der Wohlstands-Degenerierung –, die Botschaften des Rütlischwurs sind auch heute ein Ansporn, «der Arglist der Zeit» zu trotzen, in bedrohter Gemeinschaft zusammenzuhalten und letztlich auch, um als vermeintliche Minderheit übermächtig scheinende Gegner zu besiegen. Die Werte, die mit der Geschichte der Schweiz in Zusammenhang stehen, sind für die EDU, welche das «Eidgenössische» sogar im Namen trägt, von besonderer Bedeutung. Wie die Alten Eidgenossen traut auch die EDU auf den höchsten Gott und fürchtet sich nicht vor der Macht der Menschen.
Es gibt immer lauter auftretende Kräfte in unserem Land, welche die überlieferten Anfänge der Eidgenossenschaft als «Mythos» abstempeln, belächeln oder gar in den Schmutz ziehen. Dabei ist doch logisch, dass nicht alle Einzelheiten historisch belegt sind. Selbstverständlich wurde im Laufe der Jahrhunderte einiges «dazu gedichtet». Tell, der Rütlischwur und die Schlachten der Alten Eidgenossen sind letztlich Erzählungen, die im Volk verwurzelt waren und während Generationen weiter gegeben wurden. Es waren Geschichten – aber gute, welche die Identität der Schweiz im positiven Sinne geprägt haben!
Linke Unterwanderung
Gegenwärtig befinden wir uns in einem Kampf um die Deutungshoheit über unsere Vergangenheit. Sehr anschaulich illustriert dies die Entwicklung der einst ehrwürdigen Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG). Diese hatte das Rütli mit dem Kauf vor einer drohenden Überbauung gerettet und schenkte die «Wiege der Eidgenossenschaft» 1860 dem Bund – dies mit der Erklärung, die «geweihte Stätte» für «die Jugend des Vaterlands» retten zu wollen. Heute ist die SGG in den Händen eines atheistisch-linken Klüngels, der von Patriotismus und einem positiven Heimatbezug nichts mehr wissen will. Oder wie es die «NZZ» kürzlich beschrieb: die SGG wurde zu einem «Reduit der linksliberalen Zivilgesellschaft».
Die Entwicklung der «Rütli-Verwalterin» steht beispielhaft für einen langjährigen Trend. Der gesellschaftliche und politische Mainstream in unserem Land ist mittlerweile durch und durch linksliberal bis links geprägt. Ob in Bildung, Verwaltung oder auch in Landeskirchen und einigen Gemeinden: an den Schalthebeln der Macht stehen heute die Nachfolger derer, die im Zuge des 1968 begonnenen «Marschs durch die Institutionen» die Gesellschaft nach kulturmarxistisch-humanistischer Manier umgestalten wollen. Es sind jene Kreise, die den 1. August als Nationalfeiertag abschaffen und durch den 12. September – dem Tag der Gründung des Bundesstaates 1848 – ersetzen wollen. Mit dem christlichen und patriotischen Hintergrund des 1. Augusts können sie nichts mehr anfangen – deshalb sollen diese Wurzeln gekappt werden.
In einem solchen Umfeld ist es umso wichtiger, dass wir Gegensteuer geben, uns vernetzen und gegenseitig unterstützen – um gemeinsam das Ruder wieder in unserem Sinne herumzureissen. Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen 1. August und einen geruhsamen Sommer!