Die falschen Sündenböcke

Es brodelt im Schweizerlande. Fragte man sich in der Vergangenheit oft mit Besorgnis, ob sich die Nachfahren Wilhelm Tells politisch eigentlich alles gefallen lassen, nehmen in den letzten Monaten Menschen an Demos teil, die das vor Corona nie für möglich gehalten hätten. Als der Bundesrat Mitte September die Zertifikatspflicht verkündete, mobilisierten sich in Kürze weit über 10’000 Personen zur grossen Spontan-Demo auf dem Bundesplatz in Bern. Die Bilder dieser Menschenmassen beeindruckten.

«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 24. September 2021

Doch es bleibt nicht beim einmaligen Aufbäumen. Ob in Luzern, Chur oder Winterthur – Woche für Woche marschieren sie, die «Corona-Skeptiker» und «Massnahmen-Gegner», wie sie von den Medien etikettiert werden. Es war dabei nur eine Frage der Zeit, bis es in einer solch jungen, wachsenden Bewegung zu Misstönen kommt. Wenn unterschiedlichste Menschen zusammenfinden, viel Wut im Spiel ist und die Ziele nicht immer einheitlich sind, kann es leider passieren, dass die Organisatoren nicht in jeder einzelnen Situation Herr der Lage bleiben. Neue Bewegungen ziehen immer auch Trittbrettfahrer, Karrieristen und «Agents Provocateurs» an – eine Konstante, die sich durch die ganze Menschheitsgeschichte zieht. Zweifellos ist es unschön, dass an der jüngsten Protest-Demo der «Freiheits-Trychler» einige Personen am Absperrgitter gerüttelt haben, das vor dem Bundeshaus postiert wurde. Es ist extrem schade, dass Feuerwerkskörper gezündet wurden und sich an diese und andere Anti-Corona-Demos auch einige Gewaltbereite und Krawallmacher verirrten. Daraus aber einen «Sturm auf das Bundeshaus» und Vergleiche mit der Capitol-Stürmung in den USA zu fabrizieren, wie dies der Medien-Mainstream empörend tat, ist lächerlich. Wer giesst hier Öl ins Feuer?

Viel plausibler erklären die «Freiheits-Trychler» die eskalierte Situation. Ihr Sicherheitsdienst sei an besagter Demo – ohne Polizeischutz – von den Linksextremisten der Antifa angegriffen worden, weswegen man zu geschwächt und nicht mehr in der Lage war, die Provokateure zu stoppen.

Die bittere Ironie: Die Antifa, selbst ernannte «Systemgegner», bekämpft Bürger, die sich gegen einen immer übergriffigeren Staat zur Wehr setzen. Sie, die gewaltbereite linksextreme Szene, ist die grösste Bedrohung für die öffentliche Sicherheit – in Winterthur warfen Vermummte beispielsweise Flaschen und Pyros mitten in eine Menschenmenge. Aber wir müssen uns anhören, dass angeblich Bürger, welche einfach nur noch genug haben von Freiheitseinschränkungen und lückenhafter Corona-Narrative, die Gesellschaft spalten würden …

Anian Liebrand
Anian Liebrand
Geboren 1989 in Fribourg. Aufgewachsen in Beromünster LU. Nach Abschluss der kaufmännischen Berufsmatura diverse praxisnahe Weiterbildungen, u.a. im Marketing. Von 2014 bis 2016 Präsident der Jungen SVP Schweiz. Heute in verschiedenen Funktionen für unterschiedliche Parteien und Organisation tätig. 2020 Gründung der Politagentur.ch GmbH als deren Geschäftsführer.

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