Das Egerkinger Komitee lancierte schon die Minarett-Initiative – nun könnte ihm ein weiterer Erfolg gelingen. Portrait über das Egerkinger Komitee und Geschäftsführer Anian Liebrand auf Radio SRF, 16. Februar 2021
Zurzeit ist Anian Liebrand ein gefragter Mann: Das 31-jährige SVP-Mitglied ist Geschäftsführer des Egerkinger Komitees. «Wir sind eine kleine, agile Truppe, organisiert als Verein. Wir engagieren uns gegen die schleichende Islamisierung der Schweiz», sagt er.
Mit der kleinen Gruppe meint Liebrand den sechsköpfigen Vorstand. Alles Männer, SVP- und EDU-Mitglieder. Darunter Nationalrat Walter Wobmann, der das Komitee vor 15 Jahren mitgegründet hat. Dies geschah im solothurnischen Egerkingen, daher auch der Name.
In dieser Zeit gab es eine Handvoll Baugesuche für Minarette. Das Komitee lancierte die Initiative gegen den Bau von diesen muslimischen Gebetstürmen und war erfolgreich. Das Anliegen wurde – für viele überraschend – an der Urne deutlich angenommen.
Wo beginnt «Islamisierung»?
Der Verein selbst zählt laut Liebrand 4000 bis 5000 Sympathisanten und Unterstützer. Darunter auch FDP-Mitglieder. Sie alle fürchten sich vor der angeblich schleichenden Islamisierung der Schweiz.
Liebrand sagt, diese beginne in den Schulen, wenn Muslime nach Geschlechtern getrennten Schwimmunterricht verlangten. Doch das Komitee sieht noch andere Gefahren: «Wir sind auch ganz konkret gegen eine radikale Ausrichtung des Islam, der von Saudi-Arabien oder der Türkei finanziert wird.»
Das Komitee passt vielen nicht, gerade wegen solcher Aussagen. Bei zweifelhaften Moscheen sei der Staatsschutz zuständig, sagt beispielsweise Kurt Fluri, FDP-Nationalrat/SO.
Der FDP-Nationalrat sieht in Minarett- und Nikab-Verbot keine Lösung. «Das Egerkinger Komitee kommt mir vor wie eine Stammtischrunde, die politisiert. Dabei stellt sie gewisse Erscheinungen in unserer Gesellschaft fest erachtet sie als sehr schlimm. Das Komitee sucht kurzfristige Gegenmittel und findet sie auch.»
Das Egerkinger Komitee sieht sich auch mit dem Vorwurf konfrontiert, es schüre bewusst anti-muslimische Gefühle.
«Man kann alles leben, was man möchte»
Geschäftsführer Anian Liebrand entgegnet, man habe immer differenziert. Die meisten Muslime in der Schweiz seien gut integriert. Selbstverständlich dürften diese beispielsweise auch Ramadan halten. «Die Mehrheitsgesellschaft soll dadurch nicht beeinflusst werden. Man kann alles leben, was man möchte. Aber wir haben eine gewisse Leitkultur, und die ist christlich.»
Nun also steht die Initiative, die die Verhüllung des Gesichts verbieten will, vor der Abstimmung. Umfragewerte zeigen, dass das Anliegen reelle Chancen hat. Für die Zeit danach habe das Egerkinger Komitee noch weitere Pfeile im Köcher, sagt Liebrand. Mehr will er nicht verraten.