Ein ehrliches Miteinander setzt voraus, in klaren Begrifflichkeiten zu kommunizieren. In der Politik des deutschsprachigen Raums sind diese Voraussetzungen bekanntlich in mannigfaltiger Hinsicht nicht erfüllt. Die politische Sprache ist geprägt von Begriffen, die entweder dazu dienen, Absichten zu kaschieren, Probleme zu verharmlosen oder den politischen Gegner schlecht zu machen und auszugrenzen. Das Musterbeispiel solcher Sprachmanipulation ist der Umgang mit politischen Ausrichtungen, die man gemeinhin als «rechts» einordnet.
«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 18. August 2023
In eher verkürzter Form kann man die politischen Spektren demokratischer Gesellschaften in ein rechtes, linkes oder in ein Mitte-Lager einteilen. Dabei gibt es natürlich unterschiedlichste Schattierungen. Es gibt Kommunisten, Links- Alternative, Linksliberale, Grünliberale, Christlich-Soziale, Freisinnige, Rechtsliberale, Libertäre, Rechtskonservative, Rechts-Nationalisten – und allerlei Verortungen, die je nach Thema irgendwo dazwischen liegen.
Während es als völlig normal gilt, sich als links zu bezeichnen, wird – zumindest im deutschsprachigen Raum – jenen, die sich als rechts verstehen, von Medien und dem Mainstream nach wie vor eine Aura des «Schmuddeligen» und Verbrämten angehaftet. Während es z. B. selbstverständlich ist, dass es in Deutschland eine Linkspartei gibt, gilt es als verpönt, unanständig und irgendwie sogar gefährlich, rechts zu sein. Von Konservativen wird mantraartig eine «Abgrenzung von rechts» oder eine «Brandmauer» gefordert. Es gibt die «Omas gegen rechts», «Rock gegen rechts» und allerlei staatlich finanzierte Präventionsprogramme «gegen rechts».
Vor allem in Deutschland, vermehrt aber auch in der Schweiz, wird «rechts» dabei gleichbedeutend mit rechtsradikal oder rechtsextrem gebraucht. Wenn «gegen Nazis» demonstriert wird, heisst es dann z. B., «den Rechten» dürfe kein Raum gegeben werden. Dabei hat ein Rechtskonservativer oder rechtsbürgerlich gesinnter Patriot logischerweise rein gar nichts mit einem nationalsozialistischen Skinhead zu tun. Weil die Gegner das rechte Lager gezielt schwächen wollen, wirft man trotzdem gerne alle in einen Topf – das dahinterstehende Kalkül ist leicht zu durchschauen.
Lassen wir uns diese Stigmatisierungen nicht mehr gefallen! Spielen wir dieses Spiel nicht mehr mit und stehen wir stolz dazu, was wir sind: «Wir sind rechts – und das ist gut so!»