Wenn irgendwo einprägsame Wahrheiten veröffentlicht werden, ist die Chance jeweils hoch, dass sie in sozialen Netzwerken «die Runde machen» respektive breit geteilt werden. Beispielhaft trifft dies auf eine Aussage zu, die ich kürzlich in Bildform per WhatsApp zugeschickt erhielt: «Es heisst nicht mehr ‹Schweizer›, sondern maximal besteuerter und geduldeter Einwohner ohne Migrationshintergrund.»
«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 10. März 2023
Eine pointierte Zuspitzung, deren Wahrheitsgehalt in der gegenwärtigen Zeit wohl sehr hoch sein dürfte. Wenn wir ehrlich sind, fühlen wir, die wir unser Geld auf ehrliche Weise in der freien Wirtschaft hart verdienen müssen, uns doch längst bloss als geduldete Milchkühe, die gerade gut genug sind, die immer absurderen Begehrlichkeiten des linken Zeitgeists zu finanzieren. Ein Teufelskreislauf kommt in Gang: Um sich und ihren Angestellten in einem immer bürokratischeren Umfeld das Fortkommen zu sichern, fokussieren sich die Leistungsträger unseres Staates immer stärker auf die Arbeit – und überlassen dabei in Politik, Gesellschaft und in Schulen das Feld viel zu oft denjenigen, die genügend Zeit haben, ihre Agenda durchzusetzen: den Staatsangestellten, den soziokulturellen Animatoren, den Berufspolitikern und allerhand weiteren wertschöpfungsfremden Kreisen.
Je länger, je mehr komme ich zum Schluss, dass wir das ganze Schlamassel des wuchernden Staats- und Regulierungswachstums nur noch mit radikalen Mitteln stoppen können – mit einer Volksinitiative, welche fordert, die Zahl der Staatsangestellten auf allen Ebenen um 20, 30 oder gar 50 Prozent zu kürzen. Einbussen wären bei all diesen Zahlen wohl kaum zu spüren – dafür wären Heerscharen von Beamten und studierten Geisteswissenschaftern gezwungen, sich den Bedürfnissen des Marktes entsprechend umschulen zu lassen. Der Fachkräftemangel wäre in Bälde gelöst – die angeblich alternativlose Masseneinwanderung fände ihr Ende.
Zugegeben: Das sind natürlich etwas verkürzte, «holzschnittartige» Lösungsansätze. Doch wer sagt eigentlich, dass politische Lösungen immer kompliziert sein müssen? Eine weitere Krankheit dieser Zeit ist doch gerade auch das Geschwafel von «komplexen Zusammenhängen», die nicht so einfach durchschaut werden könnten. Damit lassen sich dann immer neue Studien, Gremien und Berater rechtfertigen – und niemand ist mehr für irgendetwas verantwortlich. Kein Wunder, dass einige Leute grosse Angst davor haben, wenn Politik wieder einfach, verständlich und volksnah wird!