Die Legalisierung der Eizellenspende nimmt in der Schweiz eine erste Hürde: In der März-Session stimmte der Nationalrat einer entsprechenden Motion der Wissenschaftskommission zu. Der weitere Verlauf der Debatte wird spannend werden – nicht zuletzt deshalb, weil namhafte Mediziner und Frauenrechtlerinnen die linksliberalen Schönfärbereien mit Fakten kontern.
Politischer Kommentar von Anian Liebrand, erschienen im «Standpunkt», der Monatspublikation der EDU Schweiz vom Mai 2022
In der Grossen Kammer erreichte der Vorstoss mit dem Titel «Kinderwunsch erfüllen, Eizellenspende für Ehepaare legalisieren» mit 107 zu 57 Stimmen bei 16 Enthaltungen eine Mehrheit. Das Anliegen geht zurück auf eine Parlamentarische Initiative der Basler GLP-Nationalrätin Katja Christ vom März 2021. Seit dem Volks-Ja zur von ihr initiierten «Ehe für alle» im September 2021 wähnt sich die Grünliberale Partei (GLP) im Hoch und zettelt seither laufend neue gesellschaftspolitische Dammbrüche an, die sie unter dem Deckmantel der Fortschrittlichkeit anpreist (u.a. auch die Legalisierung von Cannabis-Konsum und vereinfachte Einbürgerungen). Die GLP profiliert sich mit ihrem Kampf für die Eizellenspende erneut als gesellschaftsliberaler «Rammbock», der damit bei sogenannt urban-weltoffenen Kreisen punkten will.
Begründet mit Gleichberechtigung
Aktuell sind neben der Eizellenspende in der Schweiz anonyme Samenspenden und die Leihmutterschaft verboten. Neu sollen hierzulande Ehepaare, die aufgrund der Unfruchtbarkeit der Frau keine Kinder zeugen können, mittels Eizellen einer Spenderin eine Schwangerschaft «konstruieren» können. Die Befürworter argumentieren mit der Gleichberechtigung: Seit mit der «Ehe für alle» die Samenspende für lesbische Paare legalisiert worden sei, gäbe es keinen Grund mehr, die Eizellenspende zu verbieten. Zudem seien Eizellenspenden in den meisten europäischen Ländern bereits erlaubt.
Erhebliche Gesundheitsrisiken für «Spenderinnen»
Die Promotoren der Eizellenspende blenden bei dieser Argumentation aus, dass diese einen schwerwiegenden medizinischen Eingriff darstellt. Wie das Portal «Frauensicht.ch» ausführt, braucht es für eine Eizellenspende eine hormonelle Stimulation und die Entnahme von Eizellen. Das entspreche einem invasiven Eingriff in den Körper, der mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden sei. Die Eierstöcke müssen mit Hormonen stimuliert werden, damit möglichst viele Eizellen reifen und entnommen werden können. Bekannte Nebenwirkungen sind Blutungen, Stimmungsschwankungen, Unterleibs- und Kopfschmerzen und Thrombosen. Die Hyperstimulation steht zudem im Verdacht, Eierstock- und Gebärmutterkrebs zu fördern. Die Entnahme der Eizellen mittels einer Punktion erfordert Beruhigungsmittel oder eine lokale Narkose. Dabei kann es zu Blutungen und Infektionen kommen. Wenn der Eileiter verletzt wird, droht Unfruchtbarkeit.
Eizellenspende als Geschäft
Laut «Frauensicht.ch» würde sich wegen diesen Risiken kaum eine Frau für eine Eizellenspende zur Verfügung stellen, ohne dafür bezahlt zu werden. Die Eizellenspende hat also nicht mit Gleichstellung, sondern viel mehr mit einem Geschäft zu tun, das auf einem Wohlstandsgefälle basiert. Nur wer Geld hat, kann sich die sehr teure Behandlung leisten. Und nur wer Geld braucht, stellt seinen Körper für die risikoreiche Eizellen-«Spende» zur Verfügung. Die Forscherin Dr. Laura Perler sagte im März 2022 gegenüber «srf.ch», dass etwa 400 Paare jährlich für eine Eizellenspende ins Ausland reisen. Sie geht davon aus, dass dieser Tourismus auch nach einer Legalisierung in der Schweiz bestehen bleibe. Peter Fehr, Leiter der Kinderwunsch-Klinik OVA in Zürich, sagte gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung»: «Ich bezweifle, dass eine Schweizerin ihre Eizellen für 1‘000 Franken spenden würde.» 1‘000 Euro «Aufwandentschädigung» erhalten zurzeit «Spenderinnen» in Spanien, wo die Eizellenspende legal ist. Viele Frauen stellen sich dort nur deswegen als «Spenderinnen» zur Verfügung, weil sie wegen der schlechten Wirtschaftslage auf Zusatzverdienste angewiesen sind.
Stimmt auch der Ständerat dem Vorstoss zur Legalisierung der Eizellenspende zu, muss der Bundesrat die gesetzlichen Grundlagen und die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Sollten diese erarbeitet und vom Parlament verabschiedet worden sein, wird ein Referendum – voraussichtlich ab 2023 – wohl unausweichlich werden.