Nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und erst recht seit der Ausrufung staatlicher Eindämmungs-Massnahmen erlebte die Weltbevölkerung massive Spaltungen. Die Menschen liessen sich Feindbilder servieren und in Angst versetzen. Nachbarn fingen an, sich zu denunzieren, Egoismus breitete sich aus. Hamsterkäufe, Petz-Anrufe bei der Polizei, öffentliches Zurechtweisen gegen solche, die maskenlos unterwegs waren – die Panikstimmung der letzten bald zwei Jahre förderte nicht unbedingt die besten Eigenschaften der Menschen zu tage.
Editorial von Anian Liebrand, erschienen im «Standpunkt», der Monatspublikation der EDU Schweiz vom Oktober 2022
Auch in der Schweiz hinterliess der Ausnahmezustand seine Spuren. Die Impf-Frage riss tiefe, teils noch immer anhaltende Gräben durch unzählige Familien. Die Einstellung zu den staatlichen Corona-Massnahmen gefährdete Freundschaften und Geschäftspartnerschaften. Solche, die staatstreu sämtliche Massnahmen mittragen, stehen einer wachsenden Zahl an Kritikern gegenüber, die vor lauter Misstrauen leider vielfach Gefahr laufen, sich mit absurden Theorien zu verzetteln, sich von der Gesellschaft abzukapseln und in Parallelwelten zurückzuziehen.
Auch unter den Leserinnen und Lesern des «Standpunkts» sorgte Corona immer wieder für kontroverse, teils sogar gehässige Reaktionen. Die Haltung unserer Redaktion blieb dabei konsequent: Wir massen uns nicht an, im Besitz der alleinseligmachenden Antworten zu sein. Was uns aber alle verbinden sollte, ist das Streben nach der Wahrheit – und dabei dürfen wir uns keine falschen Scheuklappen oder Tabus vorsetzen lassen. In diesem Sinne dürfte das neuste Projekt der EDU Schweiz, eine lückenlose Aufklärung der Gründe für die rekordhohe Übersterblichkeit im Jahr 2022 anzustreben, im Interesse aller sein – sowohl der Geimpften als auch der Ungeimpften.
Bei allen bestehenden unterschiedlichen Auffassungen sind die Wahrung des gegenseitigen Respekts und der Nächstenliebe heilsversprechend. Der Glaube an unseren Herrn möge uns dabei Richtschnur für die Gewissheit sein, dass «da oben» einer über uns wacht und uns die Kraft verleiht, entstandene Gräben immer wieder von Neuem zu überwinden.