Ein Jahr ist seit dem 7. Oktober 2023 vergangen – jenem Datum, das sich wohl unauslöschlich ins kollektive Gedächtnis heutiger und folgender Generationen Israels eingebrannt hat. An jenem 7. Oktober drangen blutdürstige, hassgetriebene Terroristen der Hamas vom Gaza-Streifen aus nach Israel ein.
«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 11. Oktober 2024
Sie massakrierten, vergewaltigten und verschleppten zahllose Zivilisten. Mehr als tausend Todesopfer forderte dieser Hamas-Überfall auf Seiten der Israeli. Noch immer sollen sich rund hundert Geiseln in der Gewalt der Hamas befinden – wie viele von ihnen bereits tot sind, weiss man nicht genau.
Die Welt blickte damals ungläubig und verstört in Richtung Naher Osten. Wie konnte die Militär- und Geheimdienst-Macht Israel so «auf dem falschen Fuss» erwischt werden? So offensichtlich es auch ist, dass Militär und Geheimdienste vor dem 7. Oktober fatale Fehler gemacht haben, so entschlossen handeln die Israelis seither. Wie zielgerichtet und effektiv Militär und Geheimdienste seither kurzen Prozess mit ihren Feinden machen, ist gleichsam beeindruckend wie ein Stück weit auch beängstigend. Die technologisch hochgerüstete Supermacht Israel ist offenbar im Stande, ranghohe Gegner der Hamas, Hisbollah und des Irans genau zu lokalisieren und per Knopfdruck auszuschalten («Pager-Explosionen», Exekution von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und weiteren). Das mehrstufige, durch Raketenangriffe der Hamas, Hisbollah und aus dem Iran x-fach geprüfte Raketenabwehrsystem Israels (Iron Dome, Davids Sling und Arrow) ist ohnehin eine ihresgleichen suchende Meisterleistung moderner Technik.
So konsequent und strategisch Israel sein Volk und seine Interessen verteidigt, so unvermeidlich scheint die Gefahr, dass ein so oft zitierter «Flächenbrand» aufzieht. Während der Krieg in der Ukraine auch bald drei Jahre nach dem Einmarsch der Russen weiter tobt, die Chinesen knallharte Interessenpolitik betreiben und das links-grün regierte Deutschland seine Volkswirtschaft systematisch «abwrackt», wird die weltpolitische Lage immer unübersichtlicher. Und schliesslich stehen in den USA, immerhin die einflussreichste Nation dieses Planeten, schicksalhafte Wahlen an. Da schaukelt sich etwas hoch, was das Potenzial hat, in eine globale Eskalation zu münden. Oder: Ewig rasseln die Säbel…
Wie verhalten wir uns in der Schweiz? Unsere beste Lebensversicherung ist und bleibt die immerwährende, bewaffnete Neutralität – die wir gegen kurzsichtige «Mitmisch-Allüren» der Classe politique immer wieder aufs Neue erstreiten müssen.