Durch die kriegerischen Handlungen zwischen Israel und Iran hat sich die geopolitische Lage weiter zugespitzt. Derweil brodelt es unvermindert in Gaza und der langwierige Krieg in der Ukraine dauert an. Wann immer Kriege ausbrechen, haben sie auch Auswirkungen auf unser Land – in einer globalisierten Welt umso mehr.
«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 20. Juni 2025
Asyl- und Migrationswellen, unterbrochene Lieferketten, Sanktionen, Verknappung der Rohstoffe, Anstieg der Öl- und Gaspreise, schwankende Aktienmärkte – die Folgen für die Schweizer Wirtschaft und den einzelnen Bürger sind direkt spürbar und sie tun weh.
Neben der geopolitischen und wirtschaftlichen Komponente sind die emotionalen Faktoren nicht minder wichtig. Dort, wo Leid verursacht wird und Menschenrechte verletzt werden, ist die Betroffenheit verständlicherweise hoch. Bilder von Tod und Zerstörung lassen schliesslich keinen normalen Menschen kalt. Viele meinen, von Beginn an eine klare Haltung einnehmen zu müssen, von der abzuweichen aus Angst vor Gesichtsverlust nur wenige bereit sind. So verhärten sich auch bei uns die Fronten. Risse entstehen, langjährige Freundschaften zerbrechen.
Von diesen Konfliktlinien können wir in der «Schweizerzeit»-Redaktion viele Lieder singen… Die einen haben uns schon als «Propagandaorgan von Moskau» kritisiert, andere finden, wir würden die Regierung der Ukraine «schonen». Auch der Nahostkonflikt polarisiert. Weil wir nach dem Hamas-Massaker im Oktober 2023 klar Stellung bezogen haben, wurde uns teilweise unterstellt, wir seien von der «Israel-Lobby» gekauft. Und jetzt, wo eine gefährliche Eskalation mit dem Iran droht, werden die einen erwarten, dass wir uns bedingungslos auf die Seite Israels stellen, während andere wiederum klare Kante gegen die Machtpolitik der «Neocons» und der «Zionisten» einfordern.
Jeder Mensch hat legitime Gründe für seine individuellen Schwerpunkte. Die «Schweizerzeit» aber sieht sich in den Wirren der Zeit den Interessen unseres Landes, der «Schweizer Sicht», verpflichtet. Die Schweiz hat den Wohlstand und die Sicherheit ihrer Bürger zu schützen. In der Bevölkerung mag es noch nie so etwas wie Gesinnungsneutralität gegeben haben, doch die konsequente Neutralität des Staates ist unverhandelbar. Selbst wenn es unbequem ist, strikt neutral zu bleiben und persönliche Empfindungen staatliches Eingreifen herbeisehnen, sind wir verpflichtet, uns aus «fremden Händeln» rauszuhalten. Als Vermittlerin für Frieden in der Welt kommt für uns die Schweiz zuerst. Wir sind kein globaler Akteur, der Partei ergreift – das ist der Standpunkt, für den wir felsenfest einstehen.