Der Glanz bröckelt ab

Ringier-Lieblinge in Bedrängnis

Mehrere brisante Personalien bringen das Verlagshaus Ringier in die Bredouille. Nach dem «Standleitungs-Skandal» um Bundesrat Berset und CEO Marc Walder während Corona fallen nun Christian Dorer, Chefredaktor der «Blick»-Gruppe und der langjährige Verlagsliebling Werner De Schepper (früher ebenfalls «Blick») in Ungnade. Dass Ringier taumelt, zeigt die peinliche Kommunikation der Vorgänge: Zwei penetrante Ober-Moralisten werden wegen moralisch fragwürdigen Verhaltens geschasst – doch die wahren Gründe werden so schlecht umschrieben, dass jeder merkt, dass da etwas nicht stimmen kann.

«BRISANT»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen auf «schweizerzeit.ch» am 10. März 2023

De Schepper habe «aufgrund aktueller, unterschiedlicher Auffassungen als Führungspersönlichkeit des Medienhauses» gehen müssen, liess Ringier verlauten. Es ist Christoph Mörgeli und der «Weltwoche» zu verdanken, dass die wahren Gründe der Trennung doch noch ans Licht kamen: Er soll bei einem Geschäftsessen gegenüber einer jungen Frau übergriffig geworden sein. Schon 2017 wurden Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen De Schepper laut. Damals konnte er die Sache noch aussitzen – jetzt lässt ihn Ringier fallen.

Pseudo-moralisches Gewissen

Der Schweiz-Belgier De Schepper war über viele Jahre eine der prominentesten Figuren im Schweizer Journalismus. Mit ausgeprägtem Ego ausgestattet, kommentierte er das Geschehen aus einer dezidiert linksliberalen Optik heraus. Immer gegen die SVP, oft am Pöbeln und sich noch öfters als moralisches Gewissen zu allen möglichen Sachverhalten äussernd. Jetzt hat es sich medial – zumindest vorübergehend – «ausgescheppert». De Schepper ist übrigens auch katholischer Theologe. Man ist immer wieder erstaunt, welch geistig biegsames Wesen der Mensch doch sein kann.

Bei Christian Dorer verkündet der «Blick» eine verordnete Auszeit von sechs Monaten – dass er dereinst auf seinen Posten zurückkehrt, ist wohl eher unwahrscheinlich. Im Raum stehen «Vorwürfe von bevorzugter Behandlung einer bestimmten Mitarbeitenden-Gruppe und eine zu wenig klare Differenzierung von Privat und Geschäft». Was auch immer das konkret heissen mag – laut insideparadeplatz.ch sei das Gebaren Dorers verlagsintern schon lange bekannt gewesen.

Linksliberaler Aktivismus

Dorer gefiel sich beim «Blick» als pointierter Kommentator des Zeitgeschehens, der sich gerne grossformatig zu seinen wohl inszenierten Editorials abbilden liess. Zu allem Möglichen hatte er eine Meinung. Wie De Schepper ist er ein gesellschaftspolitischer «Öffnungsturbo», der exemplarisch für die radikale Pro-LGBT-Linie (LGBT = Lobby der Nichtheterosexuellen) des «Blicks» und von Ringier im Allgemeinen steht. Wer die «Ehe für alle» ablehnte oder die staatlichen Covid-Massnahmen kritisierte, wurde von Dorer und seiner Redaktion gnadenlos weggemäht und systematisch schlecht dargestellt. «Haltungsjournalismus» mag man dies in «Journi»-Kreisen nennen – in Tat und Wahrheit ist es politisch motivierter Kampagnen-Journalismus gegenüber Andersdenkenden.

Selbstverständlich sind die Ringier-Redaktionen nicht alle gleichgeschaltet, obschon die Publik-Werdung der «Corona-Direktive» von CEO Marc Walder («wir berichten im Sinne der Regierungen») darauf schliessen liesse. Einige Journalisten bringen immer wieder gute Storys und arbeiten dabei auch mit SVP-lern zusammen (wohl wissend, dass diese eben gute Geschichten ermöglichen). Ob solche Redaktionsmitglieder bei Christian Dorer ebenfalls von «bevorzugter Behandlung» profitieren konnten?

Gefallene Prediger des Zeitgeists

Jahrelang konnten sie nach ihrem Gusto schalten und walten. Nun sind De Schepper und Dorer tief gefallen. Ihre Beispiele zeigen: bei Ringier weht ein neuer Wind – die «Emanzen» haben übernommen. Die Verkörperung des Kurswechsels scheint Annabelle Bassler, Mitglied der Konzernleitung, zu sein. «Bassler hat Ringier Diversity und Equal Voice auf die Fahnen geschrieben» (also Diversität und Gleichberechtigung der Geschlechter), zitiert insideparadeplatz.ch einen De Schepper-Vertrauten. Das will heissen: Null-Toleranz gegenüber Grabschern, «MeToo»-Vorfällen und vermutlich noch einiges mehr, was sich mit Sicherheit auch auf die Berichterstattung der linksliberalen Ringier-Blätter auswirken wird…

Pikant: De Schepper und Dorer scheint nun jene Zeitgeist-Erscheinung zum Verhängnis zu werden, für die sie in den Ringier-Blättern selbst jahrelang angeschrieben haben. Ob es nun besser wird? Egal. Wer von Ringier nie etwas erwartet hat, wird auch von den Neuen nicht enttäuscht werden.

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Anian Liebrand
Anian Liebrand
Geboren 1989 in Fribourg. Aufgewachsen in Beromünster LU. Nach Abschluss der kaufmännischen Berufsmatura diverse praxisnahe Weiterbildungen, u.a. im Marketing. Von 2014 bis 2016 Präsident der Jungen SVP Schweiz. Heute in verschiedenen Funktionen für unterschiedliche Parteien und Organisation tätig. 2020 Gründung der Politagentur.ch GmbH als deren Geschäftsführer.

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