Viel wird über sie geredet. Teils mit besorgtem, manchmal enttäuschtem und oft mit hoffnungsvollem Unterton. Gemeint sind «die Jungen». Was ihre politischen Präferenzen betrifft, prägten in den letzten Jahren auch hierzulande unvollständige Bilder ihr Image. Klimastreiks und Juso-Krawallanten sei Dank, zeichnen viele Rechte von ihnen beim Blick in die Zukunft nicht gerade ein optimistisches Bild.
«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 13. Mai 2022
Und ja, ich muss viele Stereotypen und Einschätzungen, die zu Unter-30-Jährigen abgegeben werden, bestätigen: Materialistisch, beliebig, rastlos, vielfach ohne Werte-Kompass und Stabilität unterwegs – die Wohlstandsgesellschaft formt die Menschen nicht unbedingt nur zu charakterlichen Höchstleistungen. Schon oft philosophierte ich über ein Zitat, das einem bedeutenden Scheich von Dubai zugeschrieben wird und in den sozialen Medien die Runde machte:
«Mein Grossvater ritt auf einem Kamel, mein Vater tat dasselbe. Ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, mein Enkel wird auch einen Land Rover fahren, aber mein Urenkel wird wahrscheinlich wieder auf einem Kamel reiten. Es gibt ein paar Prinzipien, die seit jeher alles im Leben bestimmen. Harte Zeiten formen starke Menschen, starke Männer schaffen gute Zeiten, gute Zeiten gebären schwache Männer, und schwache Männer schaffen harte Zeiten.»
Doch genug mit Kulturpessimismus. Die Jungen in der Schweiz sind weit besser als der Ruf, den ihnen eine Minderheit von wohlstandsverblendeten «Nesthäkchen» aufgedrückt hat. Zum Beispiel stehen bei ihnen traditionelle Werte weit höher im Kurs als manche denken mögen. Laut einer gross angelegten Jugendbefragung von 2017 gaben fast 70 Prozent der 19-Jährigen an, dass sie einmal heiraten möchten. Noch mehr wollen eine Familie gründen und Kinder haben.
Die Corona-Krise war für viele «Millennials» ein Erweckungsmoment. Ihnen wurde bewusst, dass sich die Linken einen Deut um ihre Freiheit und Selbstentfaltung kümmern. Mit ihrem Einstehen gegen die staatlichen Corona-Massnahmen machte die Junge SVP gewaltig Boden gut. Gemäss Tamedia-Wahlumfrage vom Dezember 2021 haben 29 Prozent der 18- bis 34-Jährigen die Absicht geäussert, bei den Nationalratswahlen 2023 die SVP zu wählen. Vor vier Jahren lag dieser Wert bei derselben Altersgruppe noch bei 22 Prozent. Es ist zweifellos eine Trendwende erkennbar: Statt Gender-Fanatismus und Selbstverleugnung sind Schweizer Werte und Freiheitsliebe im Aufwind.