Der Medienkonsum hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten grundlegend verändert. Die Aufmerksamkeitsspanne der in ihrem Alltag immer stärker gestressten Menschen hat stark abgenommen – dafür wird der Kampf um das knappe Gut der Aufmerksamkeit erbittert und aufwändig geführt.
«Schlusspunkt»-Kolumne von Anian Liebrand, erschienen in der «Schweizerzeit» am 2. Mai 2025
Schweizer unter 30 Jahren, die noch eine Tageszeitung abonniert haben, dürften mittlerweile die Ausnahme bilden. Auch das sog. «lineare Fernsehen» (TV mit festgelegten Programm-Sendezeiten) überlebt wohl nur noch dank den «Boomern», wie die Jungen heute die Generation mit Jahrgang 1969 und tiefer nennen. Stattdessen florieren Social-Media-Plattformen wie «TikTok», auf denen sich Unter-18-Jährige im Durchschnitt 90 Minuten pro Tag aufhalten und sich mit ihren Handys allerlei Videos «reinziehen». Darunter sind längst nicht mehr nur Belanglosigkeiten und Blödsinn – die sozialen Medien sind bei einer wachsenden Bevölkerungsgruppe zur wichtigsten und oftmals einzigen Nachrichtenkonsumquelle aufgestiegen.
Man kann die neuen Medien-Realitäten verfluchen oder bedauern – damit umzugehen lernen müssen alle, die mit ihren Botschaften die Menschen erreichen wollen. Auch die «Schweizerzeit». Wie etliche unserer Leserinnen und Leser schon bemerkt haben, sind wir seit einiger Zeit sehr aktiv auf den Plattformen, auf denen sich die Jungen – aber längst auch Ältere! – bewegen. Ergänzend zur Herausgabe des Schweizerzeit-Magazins produzieren wir regelmässig moderne Kurzvideos, in denen wir Klartext sprechen – auf dass der Jugend neben all den Katzen- oder Tanzvideos auch gute, bürgerlich-patriotische Standpunkte vorgelegt werden. Bei diesen Aktivitäten lernen wir mitunter Erstaunliches über die Aufmerksamkeitsökonomie unserer Mitbürger. Kurz vor Ostern habe ich beispielsweise ein Video gemacht, in dem ich kritisiert habe, dass Schweizer Detailhändler den Osterhasen oft als «Sitz- oder Stehhasen» bezeichnen. Das Video ging wider Erwarten völlig durch die Decke, in wenigen Tagen wurde es über 230’000-mal aufgerufen. Videos zu Themen, die mir besonders wichtig sind, erzielen dagegen oft nur einen Bruchteil dieser Reichweite. Wir haben gelernt: Entscheidend ist der richtige Zeitpunkt und ob ein Thema nahe an der Lebensrealität der Menschen ist. Bei allzu abstrakten Inhalten wird schnell weggeklickt. Meinungen dagegen, die viele teilen, werden fleissig weiterverbreitet.
Vom positiven Echo bestärkt, machen wir weiter – damit die Schweizerzeit wächst und auch von den kommenden Generationen getragen wird!